Berge und Gipfel der Alpen

Enstehung der  Alpen
Das Material der Alpen stammt aus dem "Alten Mittelmeer", dem Tethysmeer, das früher am Nordrand des afrikanischen Kontinents lag. Riffe aus Korallen und Grünalgen (heute als Fossilien in den Kalken) wurden ständig abgelagert, welche in seichten und gleichmäßig warmen Gewässern leben, was beweist, dass das Meer hier flach war und tropische Temperaturen herrschten. Es existierte eine immergrüne tropische Regenwaldflora. Diese Zeit der Meerentwicklung dauerte etwa 200 Ma und endete 120 Ma BP.

Die Geologie der Alpen ist recht kompliziert, weil sich viele Decken übereinander stapeln, komplexe Fließstrukturen entstanden sind und das Ausgangsgestein teilweise durch Umkristallisierungen im Erdinnern nicht mehr zu erkennen ist. Zum Teil bildeten sich sogar granitische Schmelzen, die im Bergell, Adamello und Riesengebirge nach oben drängen.

Die Entstehung der Alpen beruht hauptsächlich darauf, dass der afrikanische Kontinent mit Eurasien auf Kollisionskurs liegt.
Das Gebirge entstand durch gewaltige Bewegungen der schwimmenden Schollen auf der dünnen Erdkruste, das nennt man Kontinentalverschiebung. Die Afrikanische Platte bewegte sich in Relation zur Eurasischen Platte um etwa 120 Ma BP nordwärts. Die Gebirgsbildung resultiert aus vielen gegeneinander gepressten kleinen Platten. Beim Aufeinanderprallen der mächtigen Gesteinsschollen verformten diese sich, brachen und Teile tauchten unter die heiße zähflüssige Unterlage. Bereits in geringer Tiefe werden Gesteine formbar. Nicht selten lagert heute daher älteres über jüngerem Gestein.

Um 35 Ma BP ragen bereits weitflächige Teile der Alpen aus dem Meer, während die Karpaten noch nicht zu Tage treten. Das Tethysmeer und die Paratethys reichten im weiten Bogen von Westen nach Osten. Es bestehen breite Verbindungen zwischen Paratethys und Tethysmeer (Mittelmeer).
Quelle: Nach Rögl / Repp
 

 

Die Heraushebung großer Teile der Alpen geschah erst um 40 bis 10 Ma BP, als die Adriatische Platte erneut losbrach, sich nordwärts bewegte und mit Europa kollidierte. Die die aufeinander gestapelten Gesteinsmassen der Alpen drückten den Untergrund nieder, so dass die Gesteine der Alpen heute weniger als die Hälfte ihrer ehemaligen Ausdehnung in Anspruch nehmen.

Ausgleichbewegungen in der Tiefe zur Herstellung des Gleichgewichts brachten eine starke Emporhebung des ganzen Bereichs mit sich. Durch die starke Nordwärtsbewegung liegen heute viele Gesteine der deutschen Alpen mehrere hundert Kilometer nördlich von ihrem Bildungsort.

Plattentektonik
Aus plattentektonischer Sicht gehören die Alpen zu den jungen Faltengebirgen der alpidischen Gebirgsbildung, zu denen u. a. auch der Kaukasus und der Himalaya gezählt werden. Als Ergebnis der geologischen Forschung des vergangenen Jahrhunderts geht man von der Einengung eines ehemals über 1.000 km breiten Ozean, das Tethysmeer und die Paratethys, mit Kontinentalränder, Tiefseebecken und mittelozeanischem Rücken auf die weniger als 100 km Breite der heutigen Alpen aus.
Im Mittelmeerraum kann diese Orogenese auf die vom schrittweise Öffnung des Atlantiks zurückgeführt werden. Dadurch wurde der Afrikanische Kontinent aus Pangäa heraus gebrochen und in einer Drehbewegung - nach NNW - gegen Europa gedrückt. Dazwischen befand sich die vom afrikanischen Krustenausläufer abgespaltene apulische Mikroplatte auch als Adriatische Platte bezeichnet, die von zwei Ozeanarmen, die vom Atlantik bis zur Tethys reichten, umschlossen wurde. Die Adriatische Platte bewegte sich, unabhängig von der Afrikanischen Platte, gegen den Uhrzeigersinn.
Nach Süden hin lagen am Südrand der kontinentalen Kruste Europas das Helvetikum und das Nord- und Mittelpenninikum. Noch weiter südlich davon befand sich die Adriatische Platte mit dem Ost- und Südalpin.

Mit der Öffnung des Nordatlantiks im mittleren Dogger nach paläomagnetischen Daten etwa 170 Ma BP begann in der Paratethys nördlich der Adriatischen Platte die Bildung des Südpenninikums aus ozeanischer Kruste. Während der Kreide beginnt durch die Öffnung des Südatlantiks - um 125 Ma BP - die Subduktion und Akkretion des Südpenninikums an das Ostalpin.

Ab dem Eozän etwa 53 Ma BP führte Afrika eine direkt nordgerichtete Bewegung aus und trieb so die Adriatische Platte wie einen Sporn in den südlichen Bereich von Europa hinein. Die Kollision und damit die erste große kompressive Gebirgsbildungsphase dauerte nur etwa 5 Ma  vom Obereozän bis zum Untereozän. Dabei wurde das Ost- und Südalpin in der jungalpidischen (pyrenäischen) Faltungsphase auf das Mittelpenninikum überschoben und Bereiche verdünnter Krusten wurden unterschoben. Mit der weiteren Kollision wurden auch das Nordpenninikum und schließlich das Helvetikum überfahren, bis die Struktur des alpinen Deckengebäudes im Pliozän vollendet war. Diese Einengung führte mit Überschiebungsweiten von mehreren 100 Kilometern zum heutigen Deckenbau der Alpen.

Durch den isostatischen Ausgleich in der Kruste hob sich das Gebirge, dessen Erosion ab dem Unter-Oligozän den nördlich gelegenen Molassetrog füllte. Im Maximum der alpidischen Orogenese wuchs das Gebirge um etwa 5 mm/Jahr in die Höhe. Dieser Druck dauert bis heute an, der Wuchs beträgt jedoch weniger als 1 mm/Jahr. Ebenso bewegen sich die Platten auch weiterhin im Jahr ca. 5 cm aufeinander zu.

Entscheidend für das Landschaftsbild ist außerdem die starke Überformung während der Eiszeit in den letzten zwei Millionen Jahren. Die Alpen waren von einer fast geschlossenen Eisdecke bedeckt. Die Schneegrenze lag in den Alpen verglichen mit der Gegenwart um 1.400 m tiefer. Das Gletschereis floss langsam durch die Täler, wobei die Flanken stärker abgetragen wurden als bei normaler Verwitterung. So wurden aus vom fließenden Wasser geformten V-Tälern weite Wannentäler, auch U-Täler genannt. An den Seitenwänden sind deutliche Schleifspuren zu sehen.

Vor ca. 10.000 Jahren fand die Eiszeit ihren Abschluss. Die Gletscher schmolzen ab und die Endmoränen blieben als Seen im Alpenvorland zurück. Die Hauptarbeit am heute sichtbaren Alpenrelief vollbrachten anschließend vor allem das Wasser und der Frost mit Abtragung und Erosion.

Das erdgeschichtliche jugendliche Alter der Alpen wird sichtbar an den schroffen Felswänden, den scharfen Graten und an den tiefen und steilen Tälern mit unausgeglichenem Gefälle. Das Wechselspiel von Hebung und Abtragung (durch Gletscher, Flüsse, Frost, Sonne) mit der Lagerung und Widerstandsfähigkeit der Schichten formt bis heute
die Alpen.

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