Rittersteine im
Pfälzerwald Erinnerungssteine an
geschichtlich oder naturkundlich bemerkenswerte Örtlichkeiten.
Hungerbrunnen
Ritterstein Nr.153
Lage: Im
Hungerbrunnertal, östlich der Straße von Kaiserslautern nach Wadleiningen.
Zwischen Bärenkopf, Dammberg und Mittlerer Specht . Der Ritterstein
bezeichnet die Stelle, wo zeitweise eine periodische Quelle, ein sogenannter
Hungerbrunnen entspringt. Der Name läßt sich auf die Art und Weise des
Wasseraustritts zurückführen. Das geheimnisvolle Erscheinen und Verschwinden
des Wassers hat die Volksphantasie mächtig beschäftigt. Man brachte das
Kommen des Wassers mit fetten Jahren in Verbindung. Beim Beginn der
Quellschüttung prophezeite man Mißernte und teure Zeiten, weil der Sommer zu
feucht war Es bedeutete hungrige Jahre, wenn das Wasser kam. Das Volk glaubte,
dass diese sogenannte Hungerbrunnen in guten Zeiten versiegen und erst
wieder laufen, wenn schwere Zeiten kommen. Schon Forstmeister Velmann führte
den Hungerbrunnen in seiner Beschreibung des Stiftswaldes als Hungerborn
auf, dessen Wasser durch das Hungertal floß und den Fuchs- und Stockwoog
speiste. Wennn aber dürre Jahre kommen, sind keine Weiher mehr, sintemal der
Born ausbleibt. Heute dagegen wissen wir, dass sich die Tätigkeit der
Hungerbrunnen auf bestimmte physikalische Gesetze zurckführen läßt. Man
kennt drei Arten von Hungerbrunnen: Gruppe A) Die
Quellen, die unabhängig von der Jahreszeit oder der Witterung zeitweise
gänzlich versiegen und nach einiger Zeit plötzlich wieder fließen. Die
sogenannten Periodenquellen. Sie entspringen an der Sohle in
Trockentälern, in deren Untergrund sich die wasseruundurchlässigen Schichten
unter dem Niveau des Talbodens befinden. Die Größe ihres unterirdischen
Wassereinzugsgebietes ist nicht bekannt. Jedenfalls kann angenommen werden,
dass es über seiner wasserstauenden Sohle irgendwie eine becken- oder
wannenartige Form aufweist und als Sammelbecken dient. Etwa in der Mitte der
Seitenwand steht dieser Wasserstand mit einer ansteigenden natürlichen Röhre
in Verbindung, die nach einem Knick nach unten in den Quellausflußkanal mit
einer tiefer iegende Ausflußöffnung übergeht. Diese Leitung wirk, wenn der
Wasserspiegel die Höhe der Kniebiegung der Aflussröhre übersteigt, wie ein
Saugheber. Die Schüttung kann beginnen. Sinkt der Wasserstand unter die nach
oben führende Röhröfnung, so versiegt die Quelle.so lang bis die
Wasseroberfläche die Höhe des Heberknies wieder erreicht hat. Die Dauer der
Quellschüttung ist abhängig von der Größe und dem Inhalt des Sammelbeckens,
von der Wasserzufuhr und endlich von dem Durchmesser des Abflusskanals.
Durch die Aflussröhre muss selbstverständlich immer mehr Wasser ausfließen,
als von oben durch den Berg Wasser in das Sammelbecken nachsickert. Sonst
würde die Quelle ja immer fließen können. Gruppe B)
Jene Quellen, die deutlch erkennbar, abhängig von Jahreszeit und Witterung,
je nach der Niedeschlagsmenge; bald stärker, bald schwächer fließen oder in
trockenen Jahren ganz versiegen. Die sogenannten Zeitquellen. Sie tretenn
gewöhnlich im Frühjahr in Tätihkeit, solange die Erde mit Herst- und
Winterfeuchtigkeit gesättigt ist. Diese Zeitquellle nennt man auch
Winterquellen, Frühlingsbrunnen, Märzquellen usw. Sie hungern nach Wasser und
müssten daher eigentlich Durstbrunnen heißen. Gruppe C)
Die Quellen, die unabhängig von Jahreszeit oder Niederschlagsmenge, bald
etwas stärker, bald etwas schwächer fließen. Nach kurzer Laufzeit versiegen
sie ganz, kommen aber bald wieder. Der Wechsel geschieht in viel kürzeren
Zeitabständen als bei den beiden aderen Gruppen. Dies sind die sogenannten
Stundenquellen. Es sind meist kleine Quelteiche mit sandigem Boden. Man kann
unschwer erkennen, wie das aus dem Boden des Queltweiherchens austretende
Wasser im wechselvollen Spiel uunterbrochen Sand mit emporsprudelt Deser
Vorgang zeigt uns, dass das aus der Tiefe empordrängende Wasse unter einem
gewissen Druck stehen muss Es ist bestrebt, den zurückfallenden Quellsand
,welcher den Austrittsanal immer wieder zu verstopfen droht, mit nach oben
fortzureißen. Läßt der Wassedruck einmal nach , verstopft der sich
abssetzende Sand den Kanal, der Wasserfluß wird schwächer oder versiegt
vorübergehend ganz. Besitzt die sich in den unterirdischen Gängen
angesammelte Wassermenge wieder genügend Druck , kann sie das Gewicht des
verstopfenden Sandes überwinden. Die Quellschüttung kann wieder, anfänglich
meist sehr stark, beginnen. |