Nach einer ersten Vorbesprechenden Sitzung am 3.Januar 1893 folgte am 6.
April 1893 die Gründung der "Sektion Reichenberg" im Hotel Central in
Reichenberg Nordböhmen als 200. des Deutschen und Österreichischen
Alpenvereins im Beisein von "60 Männern der ersten Stunde".
Auch der befreundete "Deutsche Gebirgsverein für das Jeschken- und
Isergebirge" zählte zu den Gründungsmitgliedern. Aus Prag und Salzburg kamen
Grußworte von Johann Stüdl und Ludwig Purtscheller.
1910 musste der 1. Vorsitzende Josef A. Kahl schwer erkrankt sein Amt
niederlegen. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er
hatte zwei seiner Lebensaufgaben erfüllt: Der Aufbau der Sektion war
gelungen, sie zählte fast 400 Mitglieder und sie Hatte eine alpinen
Stützpunkt. Unter der mächtig emporsteigenden Croda da Lago bei Cortina d'
Ampezzo konnte die "Barbaria-Hütte" erworben werden. Sie bekam den Namen
"Reichenberger Hütte" und wurde 1905 eingeweiht.
Der unglückliche Ausgang des Krieges 1918 brachte die Sektion um die Frucht
ihrer Arbeit von 25 Jahren. Die Reichenberger Hütte ging an Italien
verloren. Nunmehr gehört sie der Sektion Cortina d' Ampezzo und heißt
seitdem "Rifugio Palmieri". Unter
älteren Bergsteigern ist sie immer noch als "Alte Reichenberger Hütte"
bekannt.
Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik unter Einbeziehung der
Sudetengebiete mussten die Alpenvereinssektionen den DuÖAV verlassen. Die
Sektion nannte sich "Deutscher Alpenverein Reichenberg". Mit den 13 anderen
Sektionen im Staate schloss er sich zum Verband der Deutschen Alpenvereine
in der Tschechoslowakei zusammen.
Neuanfang zwischen den Kriegen.
Selbstverständlich war es der Wunsch der Mitglieder, für die verlorene
Hütte Ersatz zu schaffen.
Auf Initiative von Dr. Kotter (1.
Vorsitzender) wurden Rudolf Kauschka und Rudolf Tham beauftragt, ein neues
Hüttengebiet zu erkunden. Sie fanden es auf der Bachlenke (Venedigergruppe).
Der Einsicht und Beharrlichkeit von Dr. Kotter war es zu verdanken, dass der
Bau der Hütte in einer damals unberührten Bergwelt durchgesetzt wurde. Diese
große Leistung vollbrachten Baumeister Bruno Pietsch, der die Planung
durchführte und Ferdinand Czastka, in dessen Händen die Bauleitung unter
tatkräftiger Mithilfe von Dir. Emmerich Soutschek lag. Hüttenwart Rudolf
Tham hatte die gesamte Vorbereitung durchgeführt.
Am 25.Juöi 1926 konnte die "Neue Reichenberger Hütte" eingeweiht werden.
Ein stolzer Tag für die Sektion!
Im Gedenken an die beiden Männer, denen die Reichenberger ihre Bergheimat
verdanken, wurden der Weg von der Hütte zur Daberlenke "Rudolf-Tham-Weg" und
der Weg von der Durfeldalm zur Hütte "Rudolf-Kauschka-Weg" benannt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging die Hütte wieder verloren und
wurde vom Österreichischen Alpenverein verwaltet.
1953 wurde von den inzwischen ausfindig gemachten früheren
Mitgliedern, die in Österreich und Westdeutschland wohnten, die "Sektion
Reichenberg im Österreichischen Alpenverein" wieder gegründet.
In einer Feierstunde am 13.06.1957 wurde die Hütte aus der treuhänderischen
Verwaltung durch den OeAV wieder in das Eigentum der Sektion übertragen.
Quelle: Text Auszüge aus der "Festschrift zum 100jährigen Bestehen
der Sektion Reichenberg im Österreichischen Alpenverein", die mir von Herrn
Helmut Kneitschel freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.
|