Berge und Gipfel der Alpen
Erdgeschichte

Schneeball Erde

Der Begriff Schneeball Erde (engl. Snowball Earh) beschreibt die Vereisung des gesamten Erdballs während der Erdurzeit, genauer im Proterozoikum. Der Begriff wurde in den 90er Jahren von dem amerikanischen Geologen Joseph Kirschvink geprägt. Die Erde könnte damals vom Weltall aus, wegen der geschlossenen Eisdecke über den Meeren und den Kontinenten, wie ein gigantischer Schneeball ausgesehen haben. Die Vorstellung von der Erde als Schneeball ist jedoch heftig umstritten, weil die Entwicklung des Lebens während der Bedeckung der gesamten Erdoberfläche mit Eis kaum denkbar ist. Dennoch weisen immer mehr wissenschaftliche Befunde auf die Möglichkeit einer mehrfachen Gesamtvereisung der Erde hin.

Das Proterozoikum umfasst die Zeitspanne vom Beginn des Lebens 2.500 Ma BP bis zu Beginn des Erdaltertums (Paläozoikum) - 542 Ma BP. Die Zusammensetzung der Sedimente aus dem Zeitraum 750 bis 580 580 Ma BP weist darauf hin, dass die Erde mehrfach von Phasen der Vereisung der gesamten Oberfläche erfasst gewesen sein könnte. Auf diese Eiszeiten folgten Zeitspannen mit extrem heißem Treibhausklima.

Es werden folgende Vereisungen vermutet:
 
 Archaisches Eiszeitalter oder Huronische Eiszeit,
 benannt nach dem nordamerikanischen Huronsee in
 dessen Gesteinsschichten man es gut erkennen kann.
 In dieser Zeit waren beide Pole mit Eis bedeckt.
 2.300 - 2.000 Ma BP
 Algonkisches Eiszeitalter oder Griesjö-Vereisung.
 
Es war nur der Nordpol mit Eis bedeckt. Europa
 befand sich noch am Nordpol, deshalb gibt es auch nur
 hier Hinweise auf dieses Eiszeitalter.
 950 Ma BP
 Sturtische Vereisung
 und die Varanger Vereisung
 
Da diese beiden Vereisungen relativ kurz aufeinander
 folgten und beide bipolar waren, also auf beiden
 Erdhalbkugeln Eis entstehen ließen, werden sie
 zusammen als das Eokambrische Eiszeitalter
 bezeichnet.
 750 - 680 Ma BP
 605 - 580 Ma BP
 
 
 
 


Die kontrovers diskutierte Hypothese besagt, dass bei diesen globalen Vereisungen des Präkambriums im Gegensatz zu den bekannten Eiszeiten des Pleistozäns oder des Perm die Gletscher von den Polen bis in Äquatornähe reichten und auch der Ozean weitgehend zugefroren sein musste.

Die Möglichkeit einer den ganzen Erdball umspannenden Vereisung galt lange Zeit als ausgeschlossen, da die Entwicklung des Lebens damit unterbunden gewesen wäre. Erst die Weiterentwicklung geophysikalischer Methoden und Funde auf dem Grund der Tiefsee lieferten den Schlüssel zur Deutung der Vorgänge in einem Abschnitt des Neoproterozoikums um 750 bis 580 Ma BP.

Schon die Untersuchungen des australischen Geologen und Antarktisforschers Sir Douglas Mawson in der Flinderskette in Südaustralien zeigten innerhalb der präkambrischen Formation, dass Ablagerungen eines Flachmeeres unter eiszeitlichen Bedingungen stattgefunden haben mussten. Ähnliche Sediment wurden auch im südlichen Afrika gefunden. Es blieb jedoch offen, in welchen Breiten die Kontinente damals gelegen waren, ob in Polnähe oder nahe des Äquators.

Erste Vermutungen einer weltweiten Vereisung gehen auf Modellrechnungen des russischen Klimatologen Michail Budyko in den 60er Jahren zurück. Für eine Vereisung bis zum Äquator sprachen auch Funde auf neoproterozoischen Gesteinen, die damals vermutlich in Äquatornähe anstanden und Spuren glazialer Erosion (Gletscherschrammen) trugen.

Joseph Kirschvink brachte 1992 das Argument, dass eisenerzreiche Sediment, die auf das Ende des Neoproterozoikum datiert wurden, aufgrund des Sauerstoffmangels der vereisten Ozeane entstanden sein mussten. Ohne gelösten Sauerstoff kann sich das aus dem Erdmantel austretende Eisen im Wasser lösen. Kirschvink vermutet, dass mit dem Abtauen der Eismassen der Anteil an gelöstem Sauerstoff in den Ozeanen wieder ansteigen konnte, da wieder eine Verbindung der Wasseroberfläche zur Atmosphäre bestand. Im Zuge dessen fielen große Mengen Eisen aus und lagerten sich in den Sedimenten ab.

Die Millionen Jahre andauernde Vereisung hätte für die frühen Lebensformen eine große Herausforderung dargestellt. Allerdings hat die Entdeckung der Lebensgemeinschaften an den Schwarzen Rauchern der Tiefsee gezeigt, wie sich Leben auch im lichtlosen Raum durch chemoautotrophe Archaeen und Schwefelbakterien an heißen hydrothermalen Quellen weiterentwickelt haben könnte. Bestätigt wurde diese Möglichkeit durch Funde von Hydrothermalerzen in rund 535 Ma BP alten Sedimentschichten der Jangtse-Plattform im Südosten Chinas. Diese frühkambrischen Sediment enthalten fossile Schwefelbakterien, Arthropoden und verschiedene Schalenfossilien, was auf eine präkambrische Entwicklung der Lebewesen in der Tiefsee hinweist.
Auch in den durch Vulkanismus beeinflussten warmen Hydrothermalquellen der kontinentalen Landmassen wurden ähnlich Stoffwechselvorgänge beobachtet.

Quelle: Text Wikipedia mitLinks auf meine Internetseiten

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